Immunologische Einniststörung - Fehlgeburt

Einnistproblem?

Der Frust kann ziemlich hoch sein, wenn immer gute Embryonen bei der Künstlichen Befruchtung entstehen und sich doch nichts einnisten will. Manchmal kommt es auch zu einem ß HCG Anstieg, jedoch zu niedrig, er steigt nicht schnell genug, um dann wieder zu fallen. Und das war es schon wieder. Wie oft haben Sie schon gehört: super Embryos, alles sieht prächtig aus, es ist alles in Ordnung.

Jedoch schon wieder keine Schwangerschaft, und es kann sich keiner erklären. Zuvor haben Sie schon lange probiert, schwanger zu werden. Gynäkologisch ist alles in Ordnung, Hormone gut, das Spermiogramm unauffällig, nur keine Schwangerschaft in Sicht. Eine häufige Vorgeschichte.

Wiederholte Fehlgeburten?

Nicht weniger frustran. Schwanger zu werden klappt, jedoch kommt es immer wieder zur Fehlgeburt zwischen der 5 und 12 SSW. Mal konnte man schon einen Herzschlag sehen und mal nicht. Ein anderes Mal hinkte die Entwicklung des Embryos nach, das Alter wurde nachkorrigiert, und Ihnen schwante nichts Gutes. Und schon wieder eine Fehlgeburt.

Der unendliche Schmerz, die Wut, die Trauer, die Sie ertragen müssen. Und da ist noch die Angst vor dem nächsten Mal, ob Sie es emotional verkraften können, und sie wächst von Mal zu Mal.

Was steckt dahinter, wenn das Immunsystem ein Problem ist?

Bei manchen Frauen ist das Immunsystem schon vor der Schwangerschaft auf Krawall gebürstet. Es ist hoch aktiv, auf verschiedenen Ebenen. Im akutem, chronischem, spezifischem, unspezifischem oder allergischem System. Alle Systeme können einzeln oder parallel überaktiviert sein.

Ihr Embryo ist eine Kombination aus mütterlichem und väterlichem Genmaterial. Durch das väterliche Genmaterial wird die befruchtete Eizelle zum Fremdmaterial für das mütterliche Immunsystem. Ist das mütterliche Immunsystem zuvor schon auf einem deutlich höheren Aktivitätsniveau und/oder ist es zusätzlich zuvor durch eine Hormonstimulation angepuscht worden, kann es passieren, dass Ihr Immunsystem dermaßen auf den Embryo reagiert, dass es ihn durch eine überschießende Entzündungs-, bzw. Immunreaktion zerstört. Es kommt erst gar nicht zur Einnistung oder nur kurz und dann ist auch schon wieder alles vorbei.

Selbst wenn die befruchtete Eizelle vom mütterlichen Immunsystem zunächst nicht als Fremdmaterial identifiziert wird, damit akzeptiert wird und sich einnistet, kann es bei einer gewissen Reaktionsfreudigkeit des mütterlichen Immunsystems zu einem späteren Zeitpunkt zur Abstoßreaktion kommen. Meist passiert dies in den ersten 12 SSW.

Was lässt ein Immunologisches Problem vermuten?

Ihre Kinderwunsch-Anamnese:

1. Langer, aktiver Kinderwunsch, jedoch keine Schwangerschaft.
2. Wiederholter Transfer von qualitativ guten Embryonen, jedoch keine Schwangerschaft.
3. Lediglich wiederholter ß HCG-Anstieg, jedoch keine Schwangerschaft.
4. Wiederholte Fehlgeburt in der 5-12 SSW.

Sie haben andere Immunologische Erkrankungen:

1. Hashimoto Thyreoiditis
2. Pollenallergie
3. Andere Allergien
4. Neurodermitis
5. Lichen ruber
6. Urtikaria
7. Multiple Sklerose
8. Colitis Ulcerosa oder Morbus Crohn
9. Rheumatische Erkrankung
10. Und andere Immunerkrankungen

Wie kann die Diagnose gestellt werden?

Immunanalyse durch Blutanalyse:

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten die Diagnose zu stellen. Eine sehr elegante Methode ist eine Blutanalyse. Hier wird Ihr komplettes Immunsystem im Blut untersucht. So ist zu sehen in welchem Bereich eine Aktivierung vorliegt und wie stark sie ausgeprägt ist.

In einer Schwangerschaft kann, durch weitere Blutanalysen, die Aktivität Ihres Immunsystems überprüft und so die Behandlung angepasst werden. Denn nicht immer ist schon im Vorfeld das Immunsystem aktiv, sondern wird es erst während der Schwangerschaft.

Bestimmung der Killerzellen in der Gebärmutter:

In einer Gebärmutterspiegelung kann eine Gewebsprobe der Gebärmutterschleimhaut entnommen und histologisch untersucht werden. Ist die Anzahl der Killerzeller zu hoch, spricht dies ebenfalls für ein immunologisches Einnistproblem.

Auch die Plasmazellen können in der Gebärmutterschleimhaut zu hoch sein, so liegt eine Entzündung vor. Dies hätte eine anschließende Antibiotikagabe zur Folge.

In einer Schwangerschaft selber können die Killerzellen und Plasmazellen in der Gebärmutter nicht mehr überprüft werden, sodass hierrüber keine Behandlungskontrolle erfolgen kann.

Ziel der Behandlung:

Ziel ist es, Ihr Immunsystem so zu beruhigen, dass es Ihren Embryo in der Gebärmutter nicht attackiert, sodass er sich in Ruhe entwickeln kann. Andererseits darf Ihr Immunsystems nicht völlig stillgelegt werden, denn es gibt auch noch einen Anteil des Immunsystems, den Sie brauchen, um Ihren Embryo zu akzeptieren. Zudem sollten die Nebenwirkungen der Behandlung so gering wie möglich sein. So ist die Behandlung eine Gradwanderung. So viel wie nötig, jedoch nicht mehr.

Behandlung:

Vitamin D, Eisen, Omega 3 Fettsäuren:

Vitamin D, Eisen und Omega 3 Fettsäuren wirken antientzündlich und wirken so einer Aktivierung des Immunsystems entgegen.

So sollte der Vitamin D Spiegel und der Eisenspeicher (Ferritin) im Blut auf über 50 angehoben werden. Der Omega 3 Fettsäure Spiegel sollte ebenfalls aufgefüllt werden.

Vitamin D gibt es in Tabletten oder als Öl, Eisen in Tabletten oder als Saft, Omega 3 Fettsäuren hochdosiert als Kapseln. Die Dosierung von Eisen und Vitamin D, hängt von Ihren Ausganswerten im Blut ab. Zudem sind unter der Einnahme regelmäßig Blutkontrollen notwendig, um Nebenwirkungen zu vermeiden.

Omegaven Infusionen:

Omegaven Infusionen sind hochdosierte Omega 3 Fettsäuren (synthetisiertes Fischöl). Sie sind besonders reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren (besonders EPA: Eicosapentansäure u. DHA: Docosahexansäure). Genau diese 2 Fettsäuren sind antientzündlich und wirken so direkt in Ihrem Körper einer Aktivierung Ihres Immunsystems entgegen.

Die Omega 3 Tabletten bilden die Basis. Durch die zusätzlichen hochdosierten Infusionen wird der Blutspiegel der Omega 3 Fettsäuren noch mal deutlich erhöht, was Sie mit den Tabletten alleine nicht erreichen können. So werden die Infusionen einmal pro Woche gegeben, insbesondere eine 1-4 Tage vor und eine 1-4 Tage nach Eisprung oder Transfer. Insgesamt geht die Behandlung bis zur 14 bis 16 SSW.

Omegaven ist gut verträglich und ist sehr nebenwirkungsarm. Allerdings ist es grundsätzlich eine Ernährungslösung für Intensiv-Patienten. Als Nebeneffekt hat die Infusion jedoch diese beruhigende Wirkung auf das Immunsystem, was man in der Kinderwunschbehandlung nutzt bei immunologisch bedingten Problemen. Dies bedeutet allerdings, dass hier die Infusion für etwas genutzt wird, wofür sie nicht auf den Markt gebracht wurde und damit ist es ein „off label use“.

Die Infusion läuft ca. 30 Minuten und wird angelegt während der Akupunktur, sodass Sie nur einen Termin in der Woche benötigen.

Intralipid Infusionen:

Intralipid Infusionen sind eine Alternative für Omregaven Infusionen. Was ist der Unterschied und wieso haben wir uns für Omegaven entschieden?

Intralipid enthält überwiegend eine Fettsäure die nicht direkt antientzündlich wirkt. Diese Fettsäure muss erst in Ihrem Körper zu einer entzündungshemmenden Fettsäure umgewandelt werden. Dies erfolgt allerdings nur bis zu 10%. Und wenn Sie viel Fisch essen oder Omega 3 Kapseln schlucken, leider nur bis zu 2 %. Nicht gerade viel. Daher ist die Infusionsmenge von Intralipid deutlich höher (120 ml), im Gegensatz zu Omegaven (50 ml). Dies bedeutet auch, mehr Volumen, längere Laufzeit der Infusion: Intralipid 2 Stunden, Omegaven 30 Minuten.

Wenn schon Fettsäuren, dann doch auch die, die direkt antientzündlich und damit einer Aktivierung entgegen wirken. Lieber eine klar definierte Menge an wirkenden Fettsäuren, als eine wage Umwandlungsrate von 2-10%. Zudem ist die Infusionszeit von 2 Stunden (Intralipid) zu 30 Minuten (Omegaven) sehr lang.

Kortison in Form von Prednisolon:

Kortison in Form von Tabletten ist das Reservemittel. Leider lässt sich nicht immer darauf verzichten. Kortison hat mehr Nebenwirkungen als Omegaven. Sodass die Omegaven Infusionen, Vit.D, Eisen und Omega 3 Tabletten die Basis bilden, um auf die Einnahme von Kortison verzichten zu können oder die Dosis so klein wie möglich zu halten.

Um zu schauen, wieviel Kortison Sie brauchen, erfolgen regelmäßig Blutanalysen Ihres Immunsystems die mit Ihrem Ausgangsbefund verglichen werden. So kann man feststellen, wie Ihr Immunsystem auf eine Schwangerschaft reagiert und die Kortison Dosis anpassen. Sie nehmen dadurch nur so viel Kortison ein, wie Sie auch wirklich brauchen, die Nebenwirkungen werden minimiert und die Gradwanderung zwischen „gutem“ und „schlechtem“ Immunsystem kann so erfolgen. Spätestens in der 14 bis 16 SSW wird die Behandlung mit Kortison beendet.

Prednisolon ist bis zu 10 mg nicht Plazentagängig, ab 10 mg schon. Grundsätzlich ist Prednisolon gut verträglich, kann jedoch Nebenwirkungen für Sie und Ihr Kind haben. So ist solch eine Behandlung sinnvoll, wenn wirklich ein immunologisches Problem vorliegt und nur unter ärztlicher Kontrolle.

Erfolgsquote:

Grundsätzlich ist diese Form der Behandlung von immunologischen Einnistproblemen oder bei wiederholten Fehlgeburten inzwischen durchaus gängig, jedoch nicht schulmedizinisch bewiesen. Man stützt sich auf Erfahrungswerte. Immer mehr Kinderwunschzentren beschäftigen sich zum Glück mit diesem Thema und sind der Behandlung gegenüber offener geworden, da hier noch ein großes ungenutztes Potenzial liegt. Gerade bei Kinderwunschpaaren, bei denen offensichtlich alles in Ordnung ist, die Chancen gut sind und sich doch alle die Zähne ausbeißen, ist diese Behandlung von unschätzbarem Wert.

Meine Erfahrungswerte und Schwangerschaftsraten liegen bei 70% Erfolg bei Kombination von Heilkräutern, Akupunktur, VitD, Eisen, Omega 3 Tabletten, Omegaven Infusionen und Kortison (wenn nötig). Ohne Heilkräuter und Akupunktur liegt die Rate nur bei 30-40%.

Und zwar betrifft dies nur Paare, bei denen ein immunologisches Problem zu vermuten ist, bei denen weder die Reproduktion, noch die TCM oder beides in Kombination erfolgreich waren. 70% ist eine ganze Menge, jedoch für 30% leider keine Lösung.