In vereinzelten Fällen liegt die Ursache von Blähungen oder Völlegefühl bei organische Erkrankungen: Passagehindernis, Infektion mit Giardia lamblia, bakterielle Überwucherung, Bauchspeicheldrüseninsuffizienz, Kurzdarmsyndrom, Glutenunverträglichkeit (Zöliakie), Portale Hypertonie oder Rechtsherzinsuffizienz.
Die TCM sieht Völlegefühl und Blähungen als Zeichen einer gestörten Verwertung von Nahrung im Magen-Darm. Dabei spielen einerseits Ihre Ernährung, was und wie Sie essen, andererseits die Funktionsfähigkeit Ihres Magen-Darms eine Rolle. Die Störung hängt davon ab, wie stark und widerstandsfähig der Magen-Darm ist, wie viel Energie er hat, um seine Aufgaben wahrnehmen zu können. Oder ob er geschwächt, überfordert, durcheinander gebracht worden ist, durch Stress, emotionale Belastung, durchgemachten Infekt, langjährige schlechte Ernährung.
Für ein besseres Verständnis, was diese unterschiedlichen Krankheitsauslöser in Ihrem Magen-Darm bewirken und wie sie sich gegenseitig beeinflussen, ist die Betrachtung von Aufbau, Aufgaben und Vorlieben des Magen-Darms sehr hilfreich. Dies wird sehr anschaulich und phantasiereich unter dem Punkt Magen-Darm dargestellt.
Schwer verdauliche Kohlenhydrate werden nicht ausreichend in Ihrem Dünndarm abgebaut. Dadurch gelangen sie in Ihren Dickdarm. Dort werden sie von Bakterien abgebaut, wobei Gas als Abfall entsteht. Schwer verdauliche Kohlenhydrate sind in ballaststoffreichen Nahrungsmitteln enthalten: Obst, Gemüse, Salat, Getreide als Müsli oder Vollkornbrot, Erbsen, Linsen, Bohnen, Zwiebeln. Sie sind reich an Faserstoffen, welche in roher Form schwer zerkleinerbar sind. Hier liegt aber die häufigste Ursache für Völlegefühl und Blähungen: Ein zu hoher Verzehr von Rohkost! Nun sind aber Obst, Gemüse, Salat, Getreide, Hülsenfrüchte durchaus hochwertige, gute Nahrungsmittel, auf die Sie nicht verzichten sollten. Daher ist es sinnvoll, sie durch Kochen, Dämpfen, Dünsten und die Verwendung von Kräutern, Magen-Darm freundlich zu gestalten. So können sie schon im Dünndarm verdaut werden.
Das gleiche gilt für Kohlsorten. Sie enthalten die schwer verdaulichen Stoffe Stachyose und Raffinose. Auch hier können Sie durch verdauungsfördernde Kräuter entgegenwirken.
Wenn Sie die gasbildenden Bakterien in Ihrem Dickdarm zu gut mit schwer verdaulichen Kohlenhydraten füttern, vermehren Sie sich übermäßig. So können sie das Gleichgewicht Ihrer Dickdarmflora stören und die Bakterien, die Gase abbauen, verdrängen.
Natürlich gibt es besonders blähende Nahrungsmittel, wie Kohl, Zwiebeln oder Hülsenfrüchte. Aber auch bei ihnen kommt es auf die Zubereitung an.
Ihr Magen-Darm ist nur eingeschränkt befähigt, Milchprodukte zu verarbeiten. Milchprodukte, vielmehr ihr Inhaltsstoff Laktose, werden in Ihrem Dünndarm durch das Enzym Laktase abgebaut. Die Menge an Laktase, die zur Verfügung steht, ist sehr unterschiedlich. Bei den Wenigsten, die unter Blähungen oder Völlegefühl leiden, fehlt dieses Enzym wirklich gänzlich. Bei den Meisten ist es nur nicht in ausreichender Menge vorhanden (Laktoseintoleranz). Der Laktasemangel besteht aber nicht von Anfang an, sondern er entwickelt sich langsam, indem Sie dieses System, durch einen zu hohen Milchprodukte-Konsum, überfordern. Es ist ein langsamer Prozess, indem immer weniger Laktase gebildet wird, bis in Ihrem Dünndarm nicht mehr genug da ist, um die zugeführte Menge an Milchprodukten zu verarbeiten. Das Milchprodukt, vielmehr die Laktose, landet so im Dickdarm und wird von Bakterien zu CO2 (Kohlendioxid), H2 (Wasserstoff) und kurzkettige Fettsäuren zersetzt. Ihr Gasgehalt im Darm steigt. Sie bekommen Völlegefühl und Blähungen. Damit werden Sie ein weiterer Kandidat und Abnehmer für den Industriezweig, der für teures Geld laktosefreie Produkte herstellt.
Auch hier vermehren sich gasbildende Bakterien im Übermaß durch ein zu großes Nahrungsangebot und verdrängen die gasabbauenden Bakterien.
Ähnliches passiert, wenn Sie Ihren Magen-Darm mit zu viel Obst überladen. Auch die im Obst enthaltene Fruktose überfordert bei zu hohem Angebot Ihren Darm, sodass auch Fruktose nicht mehr ausreichend im Dünndarm abgebaut werden kann (Fruktoseintoleranz). Sie landet in Ihrem Dickdarm und wird von Bakterien zersetzt unter vermehrter Gasbildung, mit der Folge von Blähungen und Völlegefühl.
Sorbit ist ebenfalls schwer verdaulich, wird im Dünndarm kaum zersetzt und landet daher in Ihrem Dickdarm. Dort wird es von Bakterien abgebaut, mit der Folge von Gasbildung. Sorbit ist ein Zuckeraustauschstoff und befindet sich häufig in Diabetes Kost, Light Getränken, Kaugummis und Lutschbonbons.
Sorbit wird auch als Feuchthaltemittel verwendet und ist somit in vielen Lebensmitteln enthalten (z.B. Biskuit, Mayonnaise, Pralinenfüllung, Toast, Schokolade, Senf).
Viele Obstsorten enthalten Sorbit, besonders Kernobst. Einen besonders hohen Anteil an Sorbit haben Äpfel, Aprikosen, Birnen, Pflaumen und Pfirsiche.
In der Vorstellung der TCM trägt nicht nur eine vermehrte Gasbildung zu Blähungen und Völlegefühl bei, sondern auch eine vermehrte Nässebildung. Nässe entsteht immer im Magen-Darm, wenn Nahrung schwer verdaulich ist. Es ist eine Verwertungsstörung von Nahrung, bei der zu viel Feuchtigkeit entsteht. Diese Feuchtigkeit kann nicht umgesetzt und richtig ausgeschieden werden. Sie schlägt sich nieder in Ihrem Magen-Darm. Nässe behindert den Nahrungsfluss in Ihrem Magen-Darm. Es kommt zur Stagnation. Dadurch vergrößern sich Ihr Völlegefühl, der Bauchumfang und das Gefühl, als ob nichts weiter geht. Nässe ist häufig Grundlage für weitere Magen-Darmprobleme: vermehrte Darmgeräusche, Durchfall, Schleimbeimengung im Stuhl.
Nässe schlägt sich auch in anderen Organen nieder. Daher leiden Patienten mit Völlegefühl und Blähungen oft unter Schwellungen der Augenlieder, Hände oder Füße. Schleim setzt sich in den Nasen-Nebenhöhlen fest. Nässe geht bis in den Kopf und blockiert Ihr Denken. Sie werden müde, träge und können sich nicht gut konzentrieren. Es ist wie nasse Kleidung an Ihrem Leib und nasse Schuhe an Ihren Füßen. Sie sind schwer, ziehen Sie nach unten und behindern Sie am Fortkommen.
Zu viel Rohkost, Milchprodukte, fettige Speisen, Süßigkeiten, Brot und Backwaren führen über ihre erschwere Verdaulichkeit zu Nässe und damit zu Blähungen und Völlegefühl.
Über Kohlensäurehaltige Getränke erhöhen Sie den Gasgehalt Ihres Magen-Darms. Blähungen, Blähbauch und Völlegefühl werden dadurch verstärkt.
Vermehrtes Luftschlucken beim Essen erhöht das Gasvolumen in Ihrem Magen-Darm und fördert Völlegefühl und Blähungen. Zeitmangel führt, durch zu schnelles und hektisches Essen und Trinken, zum vermehrten Schlucken von Luft. Reden beim Essen lässt Sie auch mehr Luft schlucken. Noch schlimmer ist, wenn Sie beim Essen anfangen zu streiten. Dann verschlucken Sie nicht nur mehr Luft, sondern stören Ihren Magen-Darm zusätzlich durch Ihre emotionale Schieflage.
Abgesehen davon, dass Kaugummikauen wenig charmant aussieht und das schwer verdauliche Produkt Sorbit enthält, schlucken Sie beim Kauen vermehrt Luft, wodurch das Gasvolumen in Ihrem Magen-Darm steigt.
Stress und emotionale Belastung führen, wie schon beim Reizdarm und Reizmagen beschrieben, zu einer veränderten Aufmerksamkeit und Wahrnehmung gegenüber Ihren Verdauungsorganen. So auch bei Blähungen und Völlegefühl. Es ist wie eine Sensibilisierung. Beim Reizdarm und Reizmagen ist die Schmerzschwelle herabgesetzt. Darm- oder Magenbewegungen, die Sie früher gar nicht wahrgenommen haben, verspüren Sie plötzlich und empfinden Sie als schmerzhaft. Ähnlich ist es bei Blähungen und Völlegefühl. Denn ein Teil der Patienten, die über vermehrte Luft im Bauch oder einen vergrößerten Bauchumfang klagen, haben nicht mehr Luft im Bauch und keinen größeren Bauchumfang, als Patienten, die nicht daran leiden. Sie sind also eventuell sensibler und aufmerksamer gegenüber Ihrem Bauch geworden. Ihr vegetatives Nervensystem reagiert, durch Stress und emotionale Belastung, schneller und empfindlicher auf Reize. Ihr Bauch war zuvor immer da, aber nun beginnt er zu stören. Er ist Ihnen bei jeder Bewegung im Weg, er nimmt Ihnen den Appetit oder die Luft zum Atmen, er senkt Ihr Wohlbefinden und Ihre Leichtigkeit.
Durch emotional bedingtes vermehrtes Luftschlucken kann der Luftgehalt Ihres Darms wirklich gesteigert und Ihr Bauchumfang vergrößert sein.
Wenn Sie aus Scham ganz gezielt Ihre Luftabgänge zurückhalten, erhöhen Sie automatisch das Gasvolumen in Ihrem Darm und damit Ihren Bauchumfang.
Bei Stress, Hektik und emotionaler Belastung verleitet zu schlechten Essgewohnheiten. Sie kochen weniger, essen immer häufiger Fast Food und Fertiggerichte. Der Süßigkeiten- und Genussmittelkonsum steigt meist steil an. Sie lassen Mahlzeiten ganz weg, stopfen sich in kürzester Zeit voll oder essen zu spät am Abend. Auch wenn Ihnen solch ein Essverhalten ein schlechtes Gefühl im Bauch gibt, hören Sie nicht auf ihn und gehen einfach darüber hinweg. Sie füttern sozusagen Ihre gasbildenden Bakterien in Ihrem Darm. Sie gedeihen und vermehren sich. Ihre wachsende Übermacht sorgt dafür, dass Ihre gasabbauenden Bakterien ins Hintertreffen geraten. Kurz, Sie verändern und stören die Ausgewogenheit Ihrer Darmflora, wodurch das Gasvolumen in Ihrem Darm und damit Ihr Bauchumfang zunehmen.
Der Nahrungsbrei wird in Ihrem Magen-Darm stetig weiter transportiert und gleichzeitig regelmäßig umgewälzt. Alle Verarbeitungsprozesse von Nahrung laufen in einem bestimmten Ablauf hintereinander und aufeinander aufbauend ab. Läuft alles harmonisch, merken Sie von Ihrer Verdauung nichts. Anders aber bei Stress und emotionaler Belastung. Sie stören Harmonie und Gleichmaß. Bewegungen Ihres Magen-Darms werden unkoordiniert und disharmonisch. Muskulatur verkrampft sich. Alles gerät ins Stocken. Ebenfalls Nahrungsbrei und Gase. Dadurch sammeln sie sich in größeren Mengen an. Magen und Darm dehnen sich aus. Sie verspüren dies als Blähbauch und Völlegefühl. Ihr Bauchumfang nimmt zu. In Studien konnte ein erhöhter Gasgehalt im Dünndarm nachgewiesen werden, bei Patienten mit Blähungen und Völlegefühl, durch einen zu langsamen Vorwärtstransport der Gase. Die sogenannte verlängerte Transitzeit.
Generell fließen Nahrung und Energie im Magen-Darm natürlicherweise stetig weiter, von oben nach unten. Bei Blähungen und Völlegefühl sind der gleichmäßige Fluss und die Flussrichtung gestört. Nahrung und Energie fließen nicht mehr, sie stagnieren, sammeln sich an. Das spüren Sie als Zunahme Ihres Bauchumfangs und Völlegefühl.
Die Hitzeentwicklung ist eine besondere Komplikation bei Stress und emotionaler Belastung. Einerseits entsteht Hitze immer dann, wenn Abfall liegen bleibt und nicht abgeholt wird. So ist dies auch in Ihrem Darm. Wenn durch Stress und emotionale Belastung der Fluss von Nahrungsbrei und Abfälle ins Stocken geraten, gammeln sie vor sich hin und fangen an zu gären. Dabei entsteht Wärme und ein unangenehmer Geruch. Ihre Luftabgänge stinken.
Andererseits entsteht Hitze bei lang anhaltendem Stress und emotionaler Belastung, weil sich Ihre Gefühle in Ihnen hochkochen. Auch Ihre Gefühle fangen an, in Ihnen zu gären. Nur ein kleiner Anlass, eine dumme Bemerkung oder ein schiefer Blick von Ihrem Gegenüber, reichen aus, um Ihre aufgestauten und angegärten Gefühle zum explodieren zu bringen. Sie reagieren gereizt, flippen aus oder gehen verbal unkontrolliert auf Ihr Gegenüber los. Ihr Gesicht läuft rot an. Ihre Stimme wird laut, Sie brüllen (häufig Männer), Sie werden schnippig und verletzten (häufig Frauen). Das ist Hitze, ausgelöst durch Stress und Emotionen. Gleiches kann in Ihrem Darm passieren. Ihre Winde werden zum Orkan und rebellieren. Es entwickelt sich ein fauliger Gestank.
Bei Schwäche des Magen-Darms laufen Verdauungsvorgänge nicht mehr reibungslos. Energiemangel kann zu verlangsamten Transport von Gasen und somit zu Blähungen und Völlegefühl führen.
Schwäche der Bauchmuskulatur verringert ihre Aktivität, sie werden schlaff, Ihr Bauchumfang nimmt zu.
Ein schwacher Magen-Darm kann schwer verdauliche Kohlenhydrate noch schlechter verarbeiten. So gelangen immer mehr von ihnen in Ihren Dickdarm. Bei ihrer Zersetzung, durch Bakterien, entstehen immer mehr Gase. Durch die gute Fütterung wächst die Population Ihrer gasbildenden Bakterien und damit Blähung und Völlegefühl.
Schwäche verringert Ihre Selbstheilungskräfte. Eine veränderte Darmflora stößt auf einen widerstandslosen Körper und Darm, der nicht in der Lage ist, wieder Ordnung zu schaffen. Pilze in Ihrem Darm können ungehemmt wachsen, ohne dass Ihr Darm ihnen etwas entgegenzusetzen hätte. Magen-Darm-Infekte treten gehäuft auf. Sie sind wie Einbrecher in Ihrem Haus. Auch wenn der Einbrecher in Ihrem Haus, beziehungsweise Ihrem Darm, schon längst wieder weg ist, hinterlässt er oft eine Verwüstung. Ihr Darm ist zu schwach, die Unordnung wieder zu richten.
Schwäche Ihres Magen-Darms kann einerseits entstehen durch zu wenig gebildete Energie. Hierfür sind meistens Ernährungsfehler verantwortlich. Den die Nährstoffe, die Sie aus Ihrer Ernährung ziehen, wandeln Sie in Energie um. Auf der anderen Seite können Schwäche und Energiemangel durch einen zu hohen Verbrauch entstehen: Körperliche oder geistige Überarbeitung, Schlafmangel oder konsumierende schwere Erkrankung. Sie müssen nicht unbedingt selber an der Schwäche Ihres Magen-Darms schuld sein. Sie kann auch einfach nur von Ihren Eltern geerbt sein. Meist haben Ihre Eltern dann ebenfalls Magen-Darmprobleme und Ihre eigenen haben typischerweise schon in der Kindheit angefangen.
Wie oben schon beschrieben, können Magen-Darm-Infekte eine große Unordnung hinterlassen. Das passiert immer dann, wenn Ihr Körper es nicht schafft, aus Schwäche oder weil er durch Stress auf einem anderen Schauplatz beschäftigt ist, den Infekt komplett rauszuschmeißen oder die hinterlassene Unordnung wieder aufzuräumen. Eine veränderte Darmmobilität, zurückgelassene Hitze oder eine gestörte Bakterienflora (Zunahme von gasbildenden Bakterien, Abnahme von gasverbrauchenden Bakterien, Neuansiedlung fremder Keime, ungehindertes Wachstum von Pilzen) führen dann zu Blähungen und Völlegefühl.
Andererseits kann aber auch der Keim, der den Magen-Darm-Infekt ausgelöst hat, so aggressiv gewesen sein, dass er Ihnen jegliche Kraft geraubt hat, die Ihnen nun fehlt für eine vernünftige Verarbeitung von Nahrung.
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