Um am Reizdarm zu erkranken ist meistens nicht nur eine Ursache beteiligt, sondern mehrere Ursachen im Verbund. Die oben aufgeführten Ursachen sind beim Reizdarm nicht bewiesen, es zeigt sich aber ein klarer Zusammenhang. Ernährung und Stress, emotionale Belastungen oder psychische Probleme sind die entscheidenden Auslöser und/oder Unterhalter des Reizdarms.
Für ein besseres Verständnis, was diese unterschiedlichen Krankheitsauslöser in Ihrem Magen-Darm bewirken und wie sie sich gegenseitig beeinflussen, ist die Betrachtung von Aufbau, Aufgaben und Vorlieben des Magen-Darms sehr hilfreich. Dies wird sehr anschaulich und phantasiereich unter dem Punkt Magen-Darm-Trakt dargestellt.
Ihr Magen-Darm ist Ihre eigene Fabrik, in der Sie, aus dem, was Sie essen, Nährstoffe gewinnen. Diese Nährstoffe sind Ihre Haupt-Energielieferanten. Weiterhin dienen sie als Baumaterial für körpereigene Strukturen. Ihr Reizdarm spielt sich in Dünndarm und Dickdarm ab. Der Dünndarm ist zuständig für die Nährstoffgewinnung, der Dickdarm für die Abfallbeseitigung. Ihren Darm können Sie vergleichen mit einem langen Schlauch, durch den ein Fließband läuft. Das Fließband transportiert den vom Magen zerkleinerten und vorbereiteten Nahrungsbrei. Aus der Darmwand ragen viele kleine Greifarme, die die Nährstoffe aufsammeln und in Ihre Blutbahn abgeben. Über die Blutbahn werden sie an all Ihre Organe weitergeleitet, um diese zu nähren (siehe Magen-Darm-Trakt). Da dem Reizdarm keine organische Störung zugrunde liegt, können Sie davon ausgehen, dass Schlauchwand, Fließband, Greifarme und was sonst noch alles dazu gehört, völlig funktionstüchtig und einsatzfähig sind. Hier liegt also nicht das Problem. Wenn aber nun das Material, was in Ihrer Nährstofffabrik verarbeitet werden soll, also das, was Sie regelmäßig essen, aus minderwertigem Material besteht und/oder schlecht zerkleinert und damit schwer zu verdauen ist, kann dies auch einen voll funktionsfähigen Magen-Darm aus den Fugen reißen. Minderwertige und schlecht verdauliche Nahrung kann also Ihren Magen-Darm so irritieren, dass sie zum Reizdarm führt.
Meist besteht eine langjährige Ernährung mit einem zu hohem Anteil von minderwertigen Nahrungsmitteln oder schwer verdaulichen Nahrungsmitteln oder fettigen Speisen. Vermehrter Genuss von Kaffee, Süßigkeiten, Nikotin oder Alkohol gibt dann noch das Seinige dazu.
Ein weiterer Störfaktor können auch zu kalte Speisen sein, wie Eis oder eisgekühlte Getränke. Sie kühlen Ihren Magen-Darm dermaßen ab, dass Ihre Maschinen langsam einfrieren. Fließband, Greifarme und alles was dazu gehört, können unter diesen Bedingungen kaum noch Leistung bringen.
Ess-Sünden, wie zu spätes, zu hastiges Essen, Essen auf der Hand, im vorbeigehen oder das Weglassen von ganzen Mahlzeiten tragen zur Funktionsstörung Ihrer Nahrungsverarbeitung und damit zu Ihrem Reizdarm bei.
Die Eßgewohnheiten können auch im hiesigen Sinne völlig in Ordnung und als gesund gelten. Daher werden sie nicht als Auslöser in Betracht gezogen. Nur leider missachten manche sozusagen „gesunde“ Ernährungsempfehlungen, die Grundzüge der Bekömmlichkeit von Nahrung. Sie gehen zu wenig auf Vorlieben und Abneigungen des Magen-Darms ein.
Minderwertige und/oder schlecht zu verdauende Nahrungsmittel führen nicht nur zur Störung der Nahrungsverarbeitung, sondern es entstehen auch vermehrt Abfallstoffe und Nebenprodukte, die in dieser Form sonst gar nicht anfallen würden. So sind Ihrem Stuhl vermehrt Schleim oder Nahrungsreste beigemengt. Die vermehrten Gase führen zu Blähungen, Völlegefühl mit Blähbauch.
Bei minderwertiger und schwer verdaulicher Nahrung entsteht ein Nährstoffmangel. Minderwertige Nahrung enthält einfach zu wenige Nährstoffe. Schwer verdauliche Nahrungsmittel können nicht richtig für die Nährstoffgewinnung im Dünndarm vorbereitet werden. So können, die Nährstoffe nur unvollständig aus der Nahrung gewonnen werden. Sie läuft einfach auf dem Fließband durch und kommt unverdaut als Nahrungsrest wieder raus. Schwer verdauliche Nahrungsmittel lassen das Fließband schneller laufen, es entsteht Durchfall. Die Zeit zur Auswertung ist zu gering.
Das Ergebnis ist ein Energiemangel. Diese Energie fehlt Ihrem ganzen Körper, was Sie als Müdigkeit und Erschöpfung verspüren, aber sie fehlt auch Ihrem Magen-Darm. Nicht nur, dass alle Maschinen ohne ausreichende Energie schlecht laufen und es auch über diesen Weg zu Verdauungsproblemen kommt, es fehlt auch Energie für die Abfallbeseitigung. Es kommt zur Verstopfung und zur erschwerten Darmentleerung.
Weiterhin fehlt Ihnen wegen des Nährstoffmangels ausreichend Baumaterial. Hierdurch werden anstehende Reparaturen oder der Austausch von Maschinen in Ihrer Nahrungsmittelfabrik nicht getätigt. So wird Ihre Fabrik, Ihr Magen-Darm, schwach und störanfällig. Der Grundstein für Magen-Darmprobleme ist gelegt. Kommt aber jetzt noch eine weitere Komponente hinzu, wie Stress oder emotionale Probleme, treffen sie auf einen Magen-Darm, der für Störungen empfänglich ist. Magen-Darmprobleme, die vorher unwesentlich waren, werden auf einmal gravierender und häufiger. Nahrungsmittel die Sie vorher vertragen haben, führen auf einmal zu Problemen, obwohl keine Allergie gegen sie festzustellen ist. Selbst wenn Sie Ihren Ernährungsstil ändern, bessern sich damit nicht immer die Beschwerden, da Ihr Magen-Darm zuvor heruntergewirtschaftet worden ist. Viele von Ihnen, die an einem Reizdarm leiden, beschäftigen sich sehr intensiv mit Ernährung. Sie probieren diverse Dinge und Diäten aus, kommen aber auf keinen grünen Zweig. Es kann zur einseitigen und nicht ausgewogenen Ernährung kommen. Es ist ein Prozess in Gang gesetzt worden, der nun mehr bedarf als eine alleinige Nahrungsumstellung.
Stress, emotionale Belastungen und psychische Probleme sind zusammen mit der Ernährung die häufigsten Ursachen, die Ihren Reizdarm auslösen und unterhalten. Nicht immer kann differenziert werden, wer von beiden Auslöser und wer Unterhalter der Magen-Darmprobleme ist.
Stress und emotionale Schieflage entstehen durch sehr unterschiedliche Gründe. Häufig entstehen sie durch Probleme auf der Arbeit, durch Konflikte mit Freunden, Familienangehörigen oder Partner, Überforderung, finanzielle Sorgen oder Existenzängste. Die vorwiegenden Emotionen die zum Reizdarm führen sind Ärger, Frustration, Wut und Schuldgefühle. Entscheidend ist auch nicht, dass Sie sich einmal geärgert haben, sondern, dass Ihr Ärger ein Dauerbrenner ist. Er ist wie ein Sturm, der durch ihren Bauchraum fegt. Fegt er einmal hindurch und Ihre Nahrungsmittelfabrik ist stabil gebaut und gut in Schuss, passiert nicht viel. Vielleicht ein bisschen Unordnung, die Sie aber schnell wieder aufgeräumt bekommen. Gleicht aber Ihr emotionaler Sturm einem Orkan oder tobt er unentwegt in Ihrem Bauch, kann auch die stabilste Fabrik wanken und erst recht eine vorgeschädigte.
Wissenschaftlich gesehen läuft ein Teil dieser Störung über Ihr vegetatives Nervensystem, wodurch die harmonischen Bewegungsabläufe Ihres Darms gestört werden. Ihr Fließband rast durch Ihren Darm, Sie haben Durchfall, es tuckert vor sich hin und kommt nicht vorwärts, Sie haben Verstopfung. Es läuft unkoordiniert und disharmonisch durch Ihren Darm, dabei wackelt, stottert und verbiegt es sich, die Darmwand verkrampft. Sie bekommen Bauchschmerzen und Bauchkrämpfe. Eventuell können Sie diese Abschnitte als Darmwalze tasten. Abläufe, die zuvor aufeinander abgestimmt waren, sind es auf einmal nicht mehr. Hierdurch entstehen vermehrt Abfallprodukte, wie Schleim, Gase, unverdaute Nahrungsreste.
Die Situation wird verschärft durch die Herabsetzung der Schmerzschwelle. Zu schnelle, zu langsame oder disharmonische Bewegungsabläufe Ihres Magen-Darms haben Sie zuvor vielleicht nur als kurze Unannehmlichkeit oder gar nicht wahrgenommen. Sie bekommen aber auf einmal einen ganz anderen Schmerzcharakter. Die Menge an Gasen in Ihrem Darm muss noch nicht mal vermehrt sein, nur jetzt empfinden Sie die Dehnung der Darmwand auf einmal als Bauchschmerz. Aus einer Mücke wird ein Elefant. Das Gefühl der Hilflosigkeit entsteht, wenn Sie plötzlich merken, was Sie auch gegen Ihre Magen-Darmprobleme unternehmen, bringt keine oder nur wenig Besserung.
Meist besteht auch eine Wechselbeziehung zwischen Ernährung und Stress. Wer viel Stress oder emotionale Belastungen hat, isst oft schlecht. Zeit und Muse zum Essen oder zur Essenszubereitung fehlen. Die Unzufriedenheit über Zeitmangel oder der Frust über die emotionale Schieflage lässt den Konsum von Kaffee, Alkohol, Süßigkeiten, Nikotin nach oben schnellen. Umgekehrt ist ein, durch minderwertige oder schlecht zu verdauende Nahrung geschwächter Magen-Darm, anfälliger für Stress oder emotionale Schieflage.
Durch eine schlechtere Verwertung von Nahrungsmitteln bei Stress kommt es zum Nährstoffmangel und damit zum Energie- und Baustoffmangel. Die Folgen sind nicht nur Leistungsminderung, Müdigkeit und Erschöpfung, sondern auch ein geschwächter Geist. Geschwächter Geist und Körper sind für Stress und emotionale Probleme wieder anfälliger. Wie Sie es drehen und wenden, die Katze beißt sich in den Schwanz. Es ist ein Kreislauf, der durchbrochen werden sollte.
Chronische Überarbeitung oder schwere Erkrankungen stören immer Ihren Magen-Darm. Langes, intensives Denken und Lernen raubt genauso viel Energie, wie lange, harte, körperliche Arbeit. Besteht eine schwere Erkrankung, muss Ihr Körper alle Energie, die er hat, zur Überwindung dieser beisteuern. Es kommt zum Energiemangel. Hiervon ist nicht nur Ihr ausgelaugter Geist oder Ihre erschöpfte Muskulatur betroffen, sondern auch Ihr Magen-Darm. Er wird geschwächt. Kommt zu dieser Schwäche Stress oder schlechte Ernährung hinzu, kann dies Ursache und Auslöser für Magen-Darmprobleme und damit für einen Reizdarm sein.
Nicht ohne Grund wird einem Kranken Schonkost zur Genesung gereicht. Dem Magen-Darm wird die Verdauung so einfach wie möglich gemacht, damit er so leicht und so schnell wie möglich, viel Energie aus ihr ziehen kann, um schnell zu regenerieren.
Ein Reizdarm kann nach einer durchgemachten akuten Magen-Darm-Infektion auftreten. Ihr Magen-Darm erleidet einen Angriff mit chemischen Waffen. Dabei wird die Darmflora geschädigt. Seine sonst reibungslosen Abläufe werden auf erheblichter Weise gestört. Unter normalen Umständen, reguliert sich Ihr Körper wieder von selbst. Haben die chemischen Waffen aber ein große Zerstörungskraft und/oder treffen sie auf einen schwachen, vorgeschädigten Magen-Darm, kann das der Ausgangspunkt für Ihren Reizdarm sein. Eine akute Infektion kann lediglich nur noch das „I-Tüpfelchen“ sein, was das Gleichgewicht Ihres Magen-Darms endgültig kippt.
Der Reizdarm kommt familiär gehäuft vor. Hier ist noch nicht ganz klar, ob der Reizdarm wirklich genetisch vererbt werden kann oder ob diese familiäre Häufung eher unter dem Punkt Psyche gehört. Denn Kinder lernen und schauen ab von ihren Eltern. Hat ein Elternteil immer wieder Magen-Darmprobleme, fühlt sich hierdurch krank und wird behandelt, entwickeln Kinder ebenfalls eine erhöhte Aufmerksamkeit für ihn. Magen-Darmprobleme werden so sehr viel schneller und intensiver als Krankheit wahrgenommen. Dies kann ebenfalls der Grundstein für einen späteren Reizdarm sein.
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